Alte
Oder / Finowkanal
Wir starteten an der Einsatzstelle des Kanuverleihs Wriezen. Zuvor erkundigte ich mich beim Kanuverleih nach irgendwelchen Hindernissen oder Besonderheiten auf der Strecke nach Oderberg.
Bei
diesem Gespräch wurde mir mitgeteilt das ab 01.April 2005 für
die Befahrung der Alten Oder und Umgebung eine Vignette
vorgeschrieben ist. Kaufpreis 3,-- Euro. Gültigkeit 1 Jahr.
Diese Vignette in Form eines Aufklebers muß auf das Boot
aufgeklebt werden. Mit dem Erlös dieser Vignette sollen an der
Strecke nach Oderberg Rast- und Biwakplätze ausgebaut werden.
Wie sich später herausstellen sollte ist dies auch bitter nötig.
Die
Alte Oder empfing uns nahezu strömungslos. Dafür ging es
vorbei an vielen Kleingartenparzellen direkt am Fluß und später
durch eine von Schilf jedweder Art geprägte Landschaft. Der
Pflanzen- und Tierreichtum in dieser Region ist schlichtweg
phantastisch. Ständig gibt es am Rand etliches zu bewundern. Es
kommt keinerlei Langeweile auf.
Nach
3,5 Km erwartete uns hinter der Brücke Neugaul auf der linken
Seite ein wunderschöner Steg. Flott angelegt und einen Kaffee
angesetzt. Ein schöner Platz. Dieser soll einmal zu einem
Übernachtungsplatz ausgebaut werden. Sehr löblich.
Nach
kurzer Rast ging es weiter.
Es
folgte eine Strecke die weiterhin von Schilf, aber auch von einigen
Waldstrecken geprägt ist. Wunderschön und sehr ruhig, da
keine Straße parallel zur Alten Oder verläuft.
Eigentlich
wollten wir nach der zweiten Brücke bei Altranft (Im DKV Führer
Ostdeutschland fälschlicherweise als Brücke Altgaul
angegeben!!!) erneut anlegen, da zwischen dieser und der ersten
Brücke 5 Km liegen, doch leider war ein Anlegen nicht möglich.
Also
weiter!
Über
Neu-Tornow und die sehr laute Brücke bei Schiffmühle ging
es weiter. Immer mehr Wochenendgrundstücke finden sich am
Flußufer. Eine herrliche Ruhe, aber leider auch ein kräftiger
Gegenwind der dem Paddler das Leben schwer macht.
Nach
dem Einfluß des Freienwalder Landgrabens, der von Anglern
bevölkert war ging es schnurstraks auf Bralitz zu. Wir hatten
die Hoffnung dort übernachten zu können. Doch leider fanden
wir nur verlassene Bootsschuppen vor. Schade, denn die dortige
Umgebung machte einen sehr guten Eindruck.
Zwischen
Bralitz und dem Einfluß in den Oder-Havel-Kanal lag eine
Strecke voll bestaunenswerter Grundstücke direkt am Ufer.
Wirklich beeindruckend was manche Leute aus Ihrem Gelände
machen. Einfach nur wunderschön anzuschauen.
Leider
mußten wir uns aber ein wenig sputen, denn mittlerweile war
klar das wir wohl keine Übernachtungsmöglichkeit mehr
finden würden und somit bis zum Wasserwanderrastplatz nach
Oderberg vordringen müßten.
Tja,
die größte Überraschung sollte uns aber noch
bevorstehen. Kurz vor dem Einfluß in den Oder-Havel-Kanal war
es soweit. Die Realität holte uns ein. Die Realität in Form
eines Baggerschiffes das es sich zur Aufgabe gemacht hatte die Alte
Oder von Schlamm und Pflanzen vor der Verkrautung zu bewahren.
Flußsperrung!!!
Umtragen Pflicht.
Was
kann man sich zum Ende eines harten Paddlertages mehr wünschen.
Einfach nur klasse. Also Canadier raus und 100 m vorwärts durch
unwegsames Gelände. Ein freundlicher Angler half uns noch, aber
dennoch hob dieser Akt der Nächstenliebe nicht unbedingt unsere
Stimmung.
Dafür
ging es kurz danach aber in den Oder-Havel-Kanal und 1 Km weiter auf
den Wasserwanderrastplatz in Oderberg.
Ein
schöner Platz, doch leider abgeschlossen und mit verschlossenen
Toilettenräumen. Na wunderbar. Wie wir später erfahren
sollten wird dieser Platz des öfteren Opfer von Vandalen.
Anmeldung
via Telefon also Pflicht. Wohl dem der ein Handy auf einer Tour sein
eigen nennt.
Die
zuständige Dame war aber bereits 10 min nach unserem Telefon vor Ort. Sehr nett und zuvorkommend war sie. (Wir waren ja auch die
einzigen Gäste!).
7,--
Euro zahlten wir für 2 Erwachsene, 1 Kind (3Jahre), 1 Hund, Zelt
und Canadier.
Günstig
im Gegensatz zu den regulären Preisen:
Zelt:
2,50 Euro
Kind:
2,-- Euro
Erwachsene:
3,-- Euro
Dafür
gibt es einen schönen Übernachtungsplatz direkt am Kanal,
2 Toiletten incl. 2 Waschbecken, 1 großes Waschbecken zum
Spülen, etc., sowie eine überdachte Sitzgruppe mit Tisch.
Dafür
war die Nacht aber nicht sehr ruhig. Die Angler direkt neben dem
Platz und auf der gegenüberliegenden Seite veranstalteten eine
Diskussionsrunde der besonderen Art. (Und ich dachte immer Angler
müßten bei der Ausübung Ihres Hobbies besonders ruhig
sein.)
2.Tag:
Oderberg – Stecherschleuse (Finowkanal) 12,7 Km
Am
nächsten Tag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück
weiter.
Leider
spielte das Wetter nicht mit. Nieselregen und ein starker Gegenwind
waren die Folge.
Das
Paddeln über den Oderbergsee wurde zur absoluten Strapaze. Und
so ging es bis zur Mündung in den Finowkanal weiter.
Sehr
schade, denn dadurch verlor man den schönen Blick auf die
Wochenendgrundstücke am Rande.
Kurz
nach dem Einpaddeln in den Finowkanal erwartete uns die erste
Schleuse bei Liepe.
Leider
war der Schleusenwart nicht zu sehen. Somit wurde ein (mühsames)
Umtragen nötig. Sehr anstrengend und nicht unbedingt zur
Nachahmung empfunden.
Danach
wurden wir aber mit einer wahnsinnigen Ruhe erfreut. So macht selbst
eine Fahrt durch Kanäle Spaß. Nur der Gegenwind blieb uns
treu.
An
der 2.Schleuse, der Stecherschleuse empfing uns der Schleusenwart mit
offenen Armen.
Er
schleuste uns umgehend durch und erfreute uns noch mit einer
unglaublichen Freundlichkeit.
Kurz
hinter der Schleuse erwartete uns dann unser Übernachtungsplatz,
der Campingplatz.
Bei
17,80 Euro für die Übernachtung hätten wir erne auf
den Gang auf diesen Platz verzichtet. Doch leider bot sich keine
andere Möglichkeit. Und wild zelten in einem Biosphärenreservat
sollte man wohl tunlichst unterlassen.
Immerhin
war dieser (Öko-)Campingplatz aber sehr nett anzuschauen, gut
ausgestattet und der Empfang herzlich.
Und
Junior war von den Ziegen im kleinen Streichelzoo sehr angetan.
Und
noch eins: Die Nacht war sehr ruhig!!!
3.Tag:
Stecherschleuse – Schleuse Kupferhammer 8,5 Km
Endlich
ein Tag voller Sonnenschein, ohne großartigen Gegenwind und
wunderbarer Ruhe. Ja, so macht paddeln Spaß.
Nach
2,8 Km erreichten wir unsere erste Schleuse. Und wer empfing uns
dort? Richtig, der Schleusenwärter der Stecherschleuse vom
Vortag. Und zwar mit offenem Tor. Freie Fahrt für frei Paddler.
Wie schön es doch ist wenn noch nicht so arg viele Paddler
unterwegs sind.
Wir
unterhielten uns wiederum sehr nett. Telefonisch nahm der
Schleusenwart Kontakt mit der nächsten Schleuse auf und kündigt
uns schon einmal vorsorglich an. Service pur! Wir waren begeistert.
Obwohl
wir uns ja nach und nach Eberswalde näherten behielt der Kanal
seine herrliche Ruhe. Das Wasser lag ruhig und nahezu bewegungslos
vor uns. Paddeln pur!
Kurz
vor der Stadtschleuse Eberswalde kam dann der Autolärm an den
Fluß. Wir wurden aus unserem Idyll gerissen.
Dafür
stand aber das Schleusentor der Stadtschleuse bereits offen und wir
wurden erneut unglaublich freundlich empfangen. Und auch dieser
Schleusenwart kündigte uns bei der nächsten Schleuse an.
Was will man mehr?
500
m nach der Stadtschleuse trat der Fahrzeuglärm wieder in den
Hintergrund und man paddelte durch Eberswalde in einer wunderbaren
Ruhe. Kleingärten säumten unseren Weg. Mehrere
Anlegestellen wurden passiert und alte Industriebrachen links liegen
gelassen.
Selbst
hier machte das Paddeln Spaß.
Auch
an unserer letzten Schleuse wurden wir freundlich empfangen. Zudem
erklärte uns der Schleusenwart den Weg zum Bahnhof und gab uns
einige Tips zum Rückholen unseres Bootes, etc. Absoluter
Wahnsinn!!! Ein Lob an alle Schleusenwärter: Ihr wart Spitze!!!
Direkt
hinter der Schleuse legten wir rechts am Ponton an, packten unsere
Sachen aus dem Canadier und beendeten unsere Fahrt. Eine Fahrt, die
nur eins vermissen ließ: Plätze am Fluß/Kanal auf
denen man übernachten kann. Ansonsten war es wirklich spitze!
Der
Finowkanal wird uns bestimmt wiedersehen!!!
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